

“Er war ein enger Freund Vincent van Goghs.”
“Er unternahm einen gescheiterten Selbstmordversuch.”
“Er wurde für politischen Aktivismus zu drei Monaten Haft verurteilt. ”

Paul Gauguin wurde am 7. Juni 1848 in Paris geboren. Sein Vater Clovis war Journalist; seine Mutter, Aline Maria Chazal, war die Tochter einer halb-peruanischen Frühsozialistin (Flora Tristan). 1851 zog Gauguins Familie nach Peru, um dem politischen Klima in Frankreich zu entfliehen. Während dieser Reise starb sein Vater. Gauguin war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Vier Jahre lang lebten er, seine Mutter und seine Schwester in Lima bei dem Bruder seiner Mutter. Der Kontakt mit der peruanischen Kultur sollte später großen Einfluss auf sein Schaffen haben.
Als Gauguin sieben Jahre alt war, zog seine Familie zurück nach Frankreich und lebte nun in Orleans bei Gauguins Großvater. Gauguin lernte Französisch und war ein herausragender Schüler. Als er 17 Jahre alt war, leistete er seinen Wehrdienst als Steuermannsgehilfe bei der Handelsmarine. Mit 20 Jahren wechselte er zur Kriegsmarine und blieb dort für zwei Jahre. 1871 kehrte Gauguin nach Paris zurück und begann als Börsenmakler zu arbeiten. 1873 heiratete er die Dänin Mette Sophie Gad, mit der er in den nächsten zehn Jahren fünf Kinder bekam.
Schon seit seiner Kindheit zeigte Gauguin ein großes Interesse für Kunst. Er malte in seiner Freizeit, besuchte Galerien und kaufte Arbeiten junger vielversprechender Künstler. Dadurch wurde er mit vielen Künstlern bekannt und als Gauguin in seiner Arbeit Fortschritte machte, mietete er sich ein Atelier. Bei den Impressionistischen Ausstellungen 1881 und 1882 stellte er einige Werke aus und verbrachte in den folgenden Sommern Zeit mit Camille Pissarro und Paul Cézanne.
1884 zog Gauguin mit seiner Familie nach Kopenhagen und setzte dort seine Laufbahn als Börsenmakler fort. Aber nach nur einem Jahr verspürte er den Drang seine Zeit nur noch dem Malen zu widmen. Er kehrte nach Paris zurück, während seine Familie in Dänemark blieb. Für Mette Sophie Gad begann eine finanziell schwierige Zeit und so zog sie mit den fünf Kindern zu ihrer Familie.
Genau wie Vincent van Gogh, mit dem Gauguin gut bekannt war und mit dem er drei Monate lang in Arles malte, kämpfte auch Gauguin mit Depressionen und unternahm einen Selbstmordversuch. Er war vom Impressionismus enttäuscht und meinte, dass bloße Nachahmungen typisch für die traditionelle europäische Malerei geworden seien, die er als bedeutungslos empfand. Im Gegensatz dazu war Gauguin von afrikanischer und asiatischer Kunst fasziniert, die für ihn Mystik und Energie verkörperte. Die Kunst fremder Kulturen, besonders Japans, war zu dieser Zeit in Europa überaus beliebt. 1889 erhielt Gauguin eine Einladung, an der Les XX-Ausstellung teilzunehmen.
Beeinflusst von Volkskunst und Japonismus begann Gauguin sein Werk in Richtung Cloisonismus weiterzuentwickeln. Der Stil wurde von dem Kunstkritiker Edouard Dujardin getauft, nachdem er sich mit Émile Bernards an das Emaillieren erinnernde Cloisonné-Technik beschäftigte. Gauguins Bewunderung für die Kunst und den Mut Bernards wurde immer größer. Er fand, dass dieser Stil seinem Wunsch entsprach, das Wesen der von ihm dargestellten Objekte auszudrücken. In „Der gelbe Christus“ (1889), der als ein typisches Werk für den Cloisonismus gilt, trennen kräftige schwarze Konturen rein gelbe Farbfelder. Es wird in diesem und ähnlichen Werken deutlich, dass Gauguin die klassische Perspektive unbeachtet lässt und ebenfalls auf die Anwendung subtiler Farbschattierungen verzichtet. Hierdurch ignorierte er die beiden grundlegenden Eigenschaften der Malerei nach der Renaissance. Später wurde sein Werk exemplarisch für den Synthetismus, bei dem Form und Farbe eine gleichwertige Rolle spielen.
Als Gauguin 1891 in großen finanziellen Schwierigkeiten war und für sein künstlerisches Schaffen nach wie vor keine Anerkennung erfuhr, ging er an Bord eines Schiffs, das in Richtung Tropen segelte, um der europäischen Zivilisation zu entkommen. Oder in seinen eigenen Worten, um „allem das künstlich und konventionell ist“ zu entfliehen. Zuvor versuchte er bereits, ein tropisches Paradies zu finden, an dem es möglich wäre, sich nur von Früchten und Fischen zu ernähren. Er wollte auf seine sich weiterentwickelnde primitive Art und Weise malen. Er unternahm Touren nach Martinique und auf dem Panamakanal. Er fand dort eine Beschäftigung als Arbeiter, bei der er allerdings nach nur zwei Wochen wieder entlassen wurde. Während seiner Zeit im Dorf Mataiea auf Tahiti vollendete er seine Werke „Am Meer“ und „Ave Maria“. Auch die anderen Bilder, die er dort malte, spiegeln das damalige Leben auf Tahiti wider.
1897 siedelte Gauguin nach Punaauia über, wo sein Meisterwerk „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“ entstand. Er verblieb bis zu seinem Tod auf den Marquesas-Inseln. Nur einmal kehrte er nach Frankreich zurück, und malte währenddessen in Pont-Aven. Die Werke, die Gauguin zu dieser Zeit schuf, waren voller quasi-religiöser Symbolik und zeigen seinen exotischen Blick auf die Polynesier. In Polynesien setzte er sich für die Rechte der einheimischen Bevölkerung ein und war im Konflikt mit der katholischen Kirche und den Kolonialobrigkeiten. Ebenfalls in Polynesien brachte Gauguin sein Buch „Avant et après“ (‚Vorher und nachher’) zu Papier, das eine Reihe von Beobachtungen über das polynesische Leben, Erinnerungen und Kommentare zu Kunst und Literatur enthält.
Nach einem Konflikt mit Kirche und Regierung wurde Gauguin 1903 zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt und musste auch ein Strafgeld zahlen. Während dieser Zeit wurde er durch den Kunsthändler Ambroise Vollard finanziell unterstützt. Gauguin starb an Syphilis, bevor seine Gefängniszeit begann. Wegen exzessiven Trinkens und eines leichtsinnigen Lebensstils war sein Körper nicht mehr stark genug, um gegen die Krankheit anzukämpfen. Gauguin starb am 8. Mai 1903 im Alter von 54 Jahren. Er wurde auf dem Kalvarien-Friedhof in Atuona auf der Marquesas-Insel Hiva ‘Oa in Französisch-Polynesien bestattet.

Gauguins Malstil wäre für jemanden, der noch nie einer Umgebung ausgesetzt war, wo die Sonne untergeht oder der Himmel seine Farben ändert, schwierig zu verstehen. Es ist genau das, was Gauguin beobachtete, als er die Küsten von Frankreich und Tahiti besuchte und seine Gemälde reflektieren diese Eindrücke. Gauguin war fest davon überzeugt, dass man einfach das malen solle, was man sieht.
Einige Farben, die Gauguin oft und gerne benutzte, waren Preußischblau, Zinkweiß, Kobaltblau, Bleifarben, Smaragdgrün, Kobaltviolett, Viridiangrün, Ockerrot und Chromgelb. In seinen Worten: “Reine Farbe! Alles andere muss ihr geopfert werden!” Erstaunlich ist, dass das Ergebnis, trotz seiner Vorliebe für helle Farben, vor allem gedämpfte und getönte Farbtöne sind.
Die Kunsthistorische Forschung hat gezeigt, dass Gauguin seine Farben nicht auf eine bestimmte Art mischte. Auch die Palette zu säubern entsprach nicht seiner Praxis, da man herausfand, dass frische Farben direkt auf schon getrockneten Farbresten gemischt wurden.
Gauguin riet Paul Serusier 1888, das zu malen, was sich vor seinen Augen befand und dabei leuchtende Farben zu verwenden, ohne Rücksicht auf den konventionellen Farbgebrauch, wie er in Kunstakademien gelehrt wurde. Gauguin malte zunächst die Konturen seiner Objekte in einem leicht verwässerten

Preußischblau. Danach nutzte er deckende Farben um diese Umrisse zu füllen, was im Kontrast zur üblichen Praxis stand, bei der die Farbe mit Lasuren übermalt wurde. Stattdessen erzielte er durch die dunklen Konturen eine größere Intensität der Farben.
Gauguin bevorzugte auf saugfähigen Untergründen zu arbeiten, da dadurch seine Ölfarbe eine matte Oberfläche erhielt. Die Mehrzahl seiner Bilder wurde mit dem Pinsel gemalt. Allerdings ist erwiesen, dass er gelegentlich das Palettmesser nutzte. Gauguins Farbauftrag war flach und ebenmäßig, was im starken Kontrast zu der pastosen Pinselführung der Impressionisten stand. Das Medium, das Gauguin für viele seiner Werke nutzte, war grobe Leinwand. Es ist nicht mehr möglich festzustellen, ob es sich dabei um seine Präferenz handelte oder eine Folge seiner finanziellen Probleme war. Durch seinen Gebrauch dünner Malschichten ist die Leinwandstruktur sichtbar.


TAG DER GÖTTER
Erstellungsjahr: 1894
Originalgröße: 68 cm x 92 cm
Kunststil: Post-Impressionismus
Maltechnik: Öl auf Leinwand
Aktueller Ort des Gemäldes:

DER GELBE CHRISTUS
Erstellungsjahr: 1889
Originalgröße: 91.1 cm x 73.4 cm
Kunststil: Symbolismus
Maltechnik: Öl auf Leinwand
Aktueller Ort des Gemäldes:

VISION NACH DER PREDIGT: JAKOB RINGT MIT DEM ENGEL
Erstellungsjahr: 1888
Originalgröße: 73 cm x 92 cm
Kunststil: Post-Impressionismus
Maltechnik: Öl auf Leinwand
Aktueller Ort des Gemäldes:

Tahitische Frauen am Strand
Erstellungsjahr: 1891
Originalgröße: 61 cm x 91 cm
Kunststil: Post-Impressionismus
Maltechnik: Öl auf Leinwand
Aktueller Ort des Gemäldes:

"Die primitive Kunst geht aus dem Geist hervor und benutzt die Natur. Die sogenannte verfeinerte Kunst geht aus den Sinnesempfindungen hervor und dient der Natur. So sind wir in den Irrtum des Naturalismus verfallen."
"Ruft das Andeuten nicht das Geheimnis wach, indem unsere Natur das Absolute hinzuträgt? — Der Künstler darf deformieren, wenn seine Deformationen ausdrucksvoll und schön sind. Die Natur ist ihm gegeben, daß er sie mit seiner Seele präge, d.h. daß er uns den Sinn enthülle, den er in ihr begreift."
"Erklären bedeutet in der Malerei nicht dasselbe wie beschreiben. Darum ziehe ich eine suggestive Farbe den Formen vor und in der Komposition das Gleichnis einem gemalten Roman."
"Minderwertige Malerei entsteht durch den Anspruch, alles wiedergeben zu wollen; das Ganze versinkt in den Details, die Langeweile ist die Folge davon. Der Eindruck aber, der aus der einfachen Verteilung der Farben, Lichtern und Schatten hervorgeht, das ist die Musik des Bildes. Bevor man überhaupt weiß, was das Bild darstellt, ist man doch sofort ergriffen von dem magischen Akkord seiner Farben. Das ist die wahre Überlegenheit der Malerei über die anderen Künste, denn jene Ergriffenheit trifft den innersten Teil der Seele."

von Ingo F. Walther
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4. Paradiesische Tänze: Wie Gauguin & Co. das Wilde malten von Susanna Partsch und Rosemarie Zacher

• Dallas Museum of Art, Texas
• Fitzwilliam Museum at the University of Cambridge, UK
• Guggenheim Museum, New York City
• Hermitage Museum, Saint Petersburg, Russia
• Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C.
• J. Paul Getty Museum, Los Angeles
• National Gallery, London, UK
• Paul Gauguin at the National Gallery of Art, Washington D.C.
• National Gallery of Canada, Ottawa
• Neue Pinakothek, Munich, Germany
• Norton Simon Museum, Pasadena, California
• Paul Gauguin at the Rijksmuseum, Amsterdam